2008 150-jähriges Vereinsjubiläum


Wie alles Begann/1858 - 2008

 

Die Großherzogliche Bürgermeisterei Flomborn teilte in ihrem Bericht vom 27. August 1857 unter Vorlage der Statuten dem Großherzoglichen Kreisamt in Alzey mit, dass sich in der

 

Gemeinde Flomborn ein Gesangverein „constituieren“ wolle und bat das Großherzogliche Kreisamt um Genehmigung dieses Vereins. Diese wurde am 31. August 1857 erteilt.

 

Als sich im Jahr 1858 11 Männer im Flomborner Rathaus trafen, um dort ihre Singstunde abzuhalten, fand dies in einer Zeit des innenpolitischen Wandels in Deutschland statt, der sog. „Neuen Ära in Preußen“. „Die Nationalbewegung, die seit der gescheiterten Revolution 1848 agigatorisch gelähmt war, erwachte zu neuem Leben. Eine Vielzahl von Vereinsgründungen wurde ermöglicht durch eine Liberalisierung der Gesetzgebung“. Unterbrochen durch die beiden Weltkriege, in denen jeweils 5 Sänger nicht zurückkehrten, hat der Verein zu vielen Anlässen der Gemeinde und befreundeten Chören gesungen sowie eigene Feste, wie beispielsweise von 16. bis 18. Mai 1925, ausgerichtet. Die Kassenlage des Vereins erlebte ein stetiges auf und ab. 1923 wurde beschlossen, die Monatsbeiträge in Naturalien zu erheben, da auf das Geld kein Verlass mehr war (Inflation). 1924 zählte der Verein 36 Sänger und 47 inaktive Mitglieder und 1949 waren es insgesamt 51 aktive und 50 inaktive Mitglieder. Nachdem 1953 der Männerchor eine personelle Krise durchmachte, beschloss er Frauen für einen gemischten Chor zu werben. Der gemischte Chor wurde gegründet und trat bei der Einweihung der neuen Gemeindehalle 1953 erstmals öffentlich auf. Zu erwähnen sind die grossen Kappensitzungen des Gesangvereins in den fünfziger Jahren unter der Regie des damaligen Chorleiters Karl Vogt, die in der Region bekannt waren.

 

Ein Meilenstein in der Geschichte des Vereins war das 100-jährige Vereinsjubiläum 1958. Es begann am 28.06. mit einem grossen Kommers und der Ehrung verdienter Sänger in der Gemeindehalle und fand nach einem schönen Festzug durch die Ortsstraßen, einem Freundschaftssingen und einem Sängerball seinen krönenden Abschluss. Für seine Verdienste um den Chorgesang wurde dem Gesangverein am 15. Mai 1983 in der Stadthalle Zell/Mosel die „Zelter-Plakette“ verliehen. Auch das 125-jährige Vereinsjubiläum wurde gross gefeiert. Von 9. bis 12. Juni 1983 wurde auf dem Sportplatz ein 1000-Personen-Zelt aufgebaut, dass, aufgrund des schönen Wetters an allen Tagen und zu allen Veranstaltungen voll ausgelastet war. Zum 150-jährigen Vereinsjubiläum, das in diesem Jahr von 16. bis 18. Mai stattfindet,wird dem Verein am 16. Mai von Herrn Landrat Görisch das Wappenschild des Landes Rheinland-Pfalz verliehen.

 

In den 150 Jahren sind viele Sängerinnen und Sänger gekommen und wieder gegangen. Es hat einen Wechsel in der Chorgattung gegeben, der Klang des Chores jedoch ist geblieben. Dies verdanken wir in den letzten 40 Jahren unserem Chorleiter Herrn Wolfgang Barth. Durch seine hervorragende musikalische Führung hat der Verein immer konstante Leistungen gebracht und konnte bisher sehr zufrieden sein. Die Umstellung des Chores auf modernes Liedgut findet zur Zeit statt. Natürlich werden wir darüber hinaus unser bisheriges Liedgut nicht vergessen.

Gemeinschaft verbindet

Aktivitäten – Ziele – Repertoire

Erst wenn man sich mit dem Thema „150-jähriges Jubiläum“ auseinandersetzt, wird einem bewusst, was es heißt in einem lange bestehenden Chor zu Singen. Viele Generationen haben einander ihre Stimmen weitergegeben durch die kontinuierliche Chorarbeit. Sänger kamen, Sänger gingen aber der Klang blieb. Nur in der Zeit der beiden Weltkriege hat der Verein geschwiegen.

 

Was hat diese Menschen dazu gebracht? Abgesehen von den politischen, sozialen Gründen der Gründerzeit, war es wahrscheinlich die Freude am Gesang, die Gemeinschaft, die Freundschaft untereinander, der Erfolg nach langem Proben. Hieraus ist die Verbundenheit zu dem Verein zu erklären. Ein großes Geheimnis ist die besondere Integrationskraft dieser Gemeinschaft. Regelmäßig jede Woche einmal kamen und kommen sie zusammen um gemeinsam ihr Lied anzustimmen.

 

Niemand möchte die Chorproben missen, ja es fehlt etwas wenn sie einmal ausfallen.

 

Mitmenschen, die völlig fremd in die Gemeinde hinzugezogen sind, werden sofort aufgenommen, betreut und integriert. Schnell werden sie in der Gemeinde heimisch und nehmen am gesellschaftlichen Leben teil.

 

Vielfältig und Abwechslungsreich ist das Leben in unserem Chor. Angefangen von der Teilnahme bei dörflichen Veranstaltungen, bei Einweihungen, Kerwe und Weihnachtsmarkt  bis zur Mitwirkung beim Neujahrsempfang und Fasching. Immer sind wir dabei und machen gerne mit. Aber auch unsere eigenen Projekte wie beispielsweise Frühlingsfeste mit befreundeten Chören oder Chorleiterjubiläen sind sehr beliebt. Wir nehmen teil an Wertungssingen oder Veranstaltungen anderer Vereine. Immer stellen wir unser Können unter Beweis und freuen uns über den Erfolg. Wir feiern die Feste wie sie fallen. Singen bei Jubiläen oder Hochzeiten unserer Vereinsmitglieder. Unser Repertoire ist vielseitig. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Dies verdanken wir unserem langjährigen Chorleiter, der das richtige Liedgut auswählt und uns musikalisch richtig einstimmen kann. Nie fordert er von uns zu viel, aber immer unser Bestes. Von geistiger klassischer Musik über Volkslieder, moderner Literatur wie Gospel und Spiritual über Weinlieder zum Schunkeln. Einmal im  Jahr erkunden wir für einen Tag unsere Heimat und gehen auf Reisen. Der Tag endet immer in fröhlicher Runde bei Wein, Gesang und gutem Essen.

 

Natürlich ist nicht Alles immer eitel Sonnenschein. In unserer heutigen Zeit ist es schwierig neue aktive Mitglieder zu finden. Die Gründe sind bekannt. Heute möchte sich niemand binden sondern die Vielfalt der anderen Freizeitangebote nutzen. Darin begründen sich die Nachwuchsprobleme der Gesangvereine. Auch bisherige Mitgliederwerbungen wie „Ecken-Singen“, Verteilung von Wurfzetteln sowie die Gründung eines Kinderchores haben nur kurzfristig neue Mitglieder geworben. Ein guter Weg scheint uns, auf unsere Mitbürger zuzugehen und sie Anteil an unserer Begeisterung für die Musik und unsere Gemeinschaft haben zu lassen. Singen bringt den Kreislauf in Schwung und regt Geist und Seele an. Wichtig für uns ist, dass wir weiterhin zusammenhalten, unser Liedgut und unsere Gemeinschaft pflegen, damit auch in 25 Jahren unsere Nachfolger sagen können: Das ist unser Verein die vielen Menschen haben ihn geprägt. Er wird und muss weiter bestehen für unsere Kultur und für uns selbst.